Serie Teil 1: Müll vermeiden oder wieder verwerten – Wie leiste ich meinen Beitrag?
„Unverpackt und Plastikfrei“, so heisst es am 13.02.2020 bei einem Vortrag der LandFrauen Möglingen-Asperg.
Das Thema Müllvermeidung und Recycling ist in aller Munde, das BMU – Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit verschreibt sich diesem Thema und auch auf zahlreichen Websites und Infoblogs können interessante Erkenntnisse gewonnen werden.
Wir möchten diesem Thema ebenfalls die notwendige Priorität beimessen und teilen Fakten, Erkenntnisse und Erfahrungen…
… beim Einkauf von Obst und Gemüse
Der Handel mit Gemüse und Obst hat sich weit entfernt von saisonalen und regionalen Angeboten. So ist es zu jederzeit möglich Auberginen, Paprika, Melonen, Erdbeeren u.v.m. im Laden einzukaufen, zu allem Überfluss „gut“ in Plastik eingepackt und/oder verschweißt. Durch lange Transportwege über verschiedenste Kontinente entsteht eine Umweltbelastung, die in keiner Relation zum Genuss steht.
Einen Saisonkalender können sie sich beispielsweise hier herunterladen oder bestellen.
- Kaufen Sie saisonal und unverpackt ein. Ist es wirklich nötig Erdbeeren an Weihnachten zu Essen? Denken Sie einmal darüber nach.
- Kaufen Sie regional ein, achten Sie auf die Herkunft der Waren und geben Sie auch den regionale Hof- und Bauernläden eine Chance. Hier können Sie recherchieren wo sich bei Ihnen der nächste Laden oder Markt befindet.
- Nehmen Sie zu jedem Einkauf Stoffbeutel und Einkaufsnetze mit. So können Sie jegliches Obst- und Gemüse, lose Salate oder auch Rosenkohl und Co. in Stoffbeutel oder Netze verpacken. Kartoffeln oder anderes Erdgemüse kann z.B. auch in Zeitungspapier eingepackt werden oder auf dem Markt direkt im Einkaufskorb.
- Auch im Supermarkt kann nach einigen, wenigen Gesichtspunkten eingekauft werden:
- Saisonal – Werden die Sorten Gemüse und Obst gerade geerntet?
- Regional – Kommt die Ware aus der Nähe? Waren lange Transportwege notwendig?
- Unverpackt – Suchen Sie sich bewusst Stückware aus. Unterstützen Sie unverpackte Lebensmittel. Die Etikettierung (sofern notwendig) können Sie auch auf Ihren Stoffbeuteln anbringen.
… beim Einkauf von Molkereiprodukten
Wie der Name bereits hergibt bestehen Molkereiprodukte hauptsächlich aus Milch. Hier gehören u.a. Quark, Frischkäse, Joghurt, Butter sowie, weiter verarbeitet, Käse dazu.
Eine Beispielrechnung: Aus 3,5 l Milch erhalten Sie ca. 0,5 l Rahm, aus 0,5 l Rahm können Sie ca. 125 g Butter gewinnen, aus dem Rest wird Buttermilch. D.h. für einen handelsüblichen Butterblock (250 g) benötigt man 7 l Milch.
Milchhöfe vermarkten oft auch direkt und verfügen manchmal über Milchtankstellen, bei welchen Sie sich 24 h pro Tag selbst bedienen können. Hier können Sie recherchieren wo sich bei Ihnen der nächste Milchhof befindet.
- Wenn Sie beim Milchhof einkaufen, nutzen Sie wiederverwendbare Milchflaschen oder –kannen
- Beim Einkauf im Supermarkt achten Sie auf Molkereiprodukte im Glas – ob Milch, Joghurt, Quark/Frischkäse oder Sahne – Tetrapacks oder Plastikverpackungen sind nicht zwingend notwendig.
- Für den Käseeinkauf nehmen Sie eigene wieder verwertbare Behältnisse mit, bei Hartkäse sind auch Mulltücher möglich.
- Bei den Behältnissen ist man einer Flut von Kunststoffprodukten ausgesetzt. Auch die liebgewonnene „Tupperdose“ besteht hauptsächlich aus Polypropylen (PP) und Polyethylen (PE). Bevor Sie also aus „Umweltbewusstsein“ neu einkaufen, schauen Sie zuerst was sie wiederverwenden können. Auch Verschlussgläser können wieder verwendet werden.
… beim Einkauf an Fleisch-, Wurst und Käsetheken
Lt. einer Publikation des UBA (Umweltbundesamt), Deutschlands zentrale Umweltbehörde seit 1974:
„Die Lebensbedingungen der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland und somit die Bedürfnisse als Konsumenten und Konsumentinnen verändern sich. Der Anteil der Ein– und Zweipersonenhaushalte sowie von Senioren nimmt zu. Beides hat zur Folge, dass kleinere Füllgrößen und/oder vorportionierte Einheiten gekauft werden, was sich wiederum erhöhend auf den Verpackungsverbrauch auswirkt… …Auch die Zunahme von Vertriebswegen des Außer-Haus-Verbrauchs von Lebensmitteln, beispielsweise Fast Food und sonstige To-Go-Gastronomie … sowie der steigende Zubereitungsgrad gekaufter Lebensmittel und Fertiggerichte erhöhen den Verpackungseinsatz. “ (Quelle)
Betrachten wir nun die Kehrseite. Das EU-Hygienepaket gibt heute im wesentlichen Ziele für die Lebensmittelhygiene vor. Laut einem Beitrag von fleischwirtschaft.de, sei der Metzger primär für die Sicherheit der Produkte verantwortlich. Das hieße, der Metzger trage die Verantwortung für die einwandfreie Beschaffenheit des Lebensmittels bis zum Befüllen des Behältnisses. Mit von Kunden mitgebrachten Geschirr müssten die Thekenkräfte besonders sorgsam umgehen. Denn außer bei augenfälligen Verschmutzungen sei die Keimbelastung des Mehrweggeschirrs nicht sichtbar.
Was bedeutet das für Sie als Konsument und Einkäufer?
- Sprechen Sie gern den Fachverkäufer beim Metzger, der Käserei oder im Supermarkt an um den Transfer in ihre Behältnisse so unkompliziert wie möglich zu gestalten. So wissen Sie auch für das nächste Mal wie Sie ihre Behältnisse ggf. vorbereiten müssen.
- Nehmen Sie eigene wieder verwertbare Behältnisse mit, d.h. Verschließbare Schalen und/oder Schraubgläser.
- Melden Sie an, dass sie ihr eigenes Behältnis dabei haben, dann wissen die Verkäufer Bescheid und nehmen kein unnötiges Verpackungsmaterial beim Abwiegen.
- Kaufen Sie auch mal das Stück Fleisch o.ä. am Stück und schneiden Sie zu hause selbst
- Versuchen Sie das Kühlregal mit den vorproportionierten Produkten zu meiden und vergleichen Sie auch mal die Preise, unter dem Strich werden Sie verwundert sein.
… beim Einkauf bei Bäckereien oder an Bäckertheken
Ein gutes, frisches Brot ist was Feines. Die Qual der Wahl obliegt Ihnen. Aber Vorsicht beim Einkauf. Neben den früher üblichen Handwerksbäckereien, gibt es auch Bäckerei-Ketten die in zentralen „Backfabriken“ fertigen und Discounter, Backshops und Supermärkte.
Achtung bei letzterem: Die Teigrohlinge, die im Discounter, im Backshop oder Supermarkt aufgebacken werden, haben meist lange Tranportwege hinter sich. Außerdem ist es für uns Kunden meist schwer bis gar nicht herauszufinden, woher sie genau stammen. Das belastet unnötig die Umwelt.
Übrigens, es gibt auch einen zentralen Verein der Bäckereien auf Qualitätsaspekte prüft: das „deutsche Brotinstitut„, hier gibt es auch einen „Bäcker-Finder„.
- Haben Sie schon einmal selbst ein Brot gebacken und das Mehl in einer benachbarten Mühle gekauft? Es ist durchaus einen Versuch wert. Der positive Nebeneffekt ist: Sie sparen auch viel Geld.
- Für Anfänger rentiert es sich durchaus auch mal mit einer Backmischung und Brotbackformen anzufangen. Schließlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
- Wenn Sie zu einem Bäcker gehen, nehmen Sie immer Ihren Stoff/-Jutebeutel mit. Egal ob Brezel, Brötchen oder Brot, darin ist alles schnell verpackt.
- Sie holen sich gern einen Kaffee für unterwegs? Vermeiden Sie dringend Einweggetränkebecher!
Allein in Deutschland werden durch den Konsum von 2,8 Mrd. Heißgetränken in Einwegbechern – davon ca. 1,1 – 1,2 Mrd. im Bereich des „to go“ Konsums – pro Jahr ca. 28.000 Tonnen Abfälle erzeugt. (Quelle)- Es gibt tolle wieder verwendbare Thermobecher für den Kaffee die zudem auch dicht sind und den Kaffee warm halten
- Auch werden teilweise Pfandsysteme angeboten, mit wiederverwendbaren Bechern.
- Oder: Sie nehmen sich die Zeit und genießen Ihren Kaffee vor Ort in einer schönen Tasse.
In jedem Fall: wenn Ihr Bäcker auf Einweggetränkebecher besteht: Verzichten Sie!
… beim Einkauf von Getränken
„Obwohl in Deutschland Leitungswasser in der Regel in sehr guter Qualität zur Verfügung steht, nimmt der Verbrauch von verpackten Getränken zu. Aus Abfallvermeidungs- und Umweltgesichtspunkten ist dabei das Leitungswasser einem abgefüllten stillen Wasser vorzuziehen. Dort wo dennoch Getränke gekauft werden, können Mehrwegverpackungen den Anfall von Abfällen stark reduzieren.“ (Quelle: UBA Publikation)
Informieren Sie sich bei der Stiftung Warentest. Sie werden erstaunt sein, dass unser Trinkwasser größtenteils besser abschneidet wie so manches teure Mineralwasser.
Aus einem Beitrag der UBA erfahren wir das Mehrwegflaschen aus der Region die umweltfreundlichsten Getränkeverpackungen sind. Nach der Reinigung werden diese erneut gefüllt und dem Warenkreislauf wieder zugeführt. Glas-Mehrwegflaschen können bis zu 50-mal und PET-Mehrwegflaschen bis zu 20-mal wieder befüllt werden.
Auch die regionale Herkunft der Getränke ist maßgeblich. Je weiter die Getränke transportiert werden, desto höher werden die Umweltbelastungen. Muss es also ein ‚Perrier‘ oder ‚Evian‘ Mineralwasser sein?
Achtung: Einwegflaschen werden zum Teil auch in Mehrwegkästen verkauft. Achten Sie deshalb beim Kauf von Getränkekästen darauf, dass sich auch wirklich Mehrwegflaschen darin befinden.
- Kaufen Sie Getränke regionaler Herkunft in Mehrwegflaschen. Achten Sie auch auf die Kennzeichnungen an der Flasche.
- Probieren Sie mal Ihr Leitungstrinkwasser. Sie werden positiv überrascht sein. Sie sparen sich zusätzlich Einkaufswege und unnötige Verpackungen.
- Es gibt auch Wassersprudler mit welchen Sie den für Sie nötigen „Blubber“ in das Wasser bringen.
- Kaufen Sie Säfte von lokalen bzw. regionalen Erzeugern. Schauen Sie auch mal beim „Streuobstportal Baden-Württemberg“ vorbei. So gibt es z.B. auch Möglinger Apfelsaft.
- Achten Sie bei Softgetränken auf Herkunft und v.a. auf den Zuckergehalt. Vielleicht überlegen Sie es sich beim nächsten Mal noch einmal.
„Die Verpackungsindustrie hat heutzutage für alle Fälle so viele neue Einfälle, dass übergroße Abfälle längst keine Zufälle mehr sind. „
Willy Meurer (1934 – 2018)
deutsch-kanadischer Kaufmann, Aphoristiker und Publizist, M.H.R. (Member of the Human Race), Toronto
In diesem Sinne freuen Sie sich auf den nächsten Teil unserer Serie wenn es heißt „Müll vermeiden oder wieder verwerten … in Ihrem Haushalt“
Artikel von Nadine Albrecht
Entsprechende Quellangaben sind im Text verlinkt